Ausleitende Verfahren

Die Humorallehre von Hippokrates basiert auf der Vorstellung, dass die Körperfunktionen von den vier Säften Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle gesteuert werden. Ihnen werden bestimmte Eigenschaften wie Hitze und Trockenheit bei der gelben Galle oder Kälte und Feuchtigkeit bei Schleim zugeordnet. Je nach Konstitution überwiegt beim Einzelnen meist einer dieser Säfte und begründet den Typus des Individuums, was bei Massnahmen zur Gesunderhaltung und im Krankheitsfall berücksichtigt wird. Die klassischen Typen, die aus der Humorallehre hervorgegangen sind, werden bis heute unter den Begriffen Choleriker, Phlegmatiker, Melancholiker und Sanguiniker bekannt. Die Ausgewogenheit der vier Säfte (Eukrasie) ist die wichtigste Voraussetzung für Gesundheit. Krankheiten entstehen aufgrund einer falschen Mischung der vier Körpersäfte (Dyskrasie). Dieses Ungleichgewicht kann beseitigt werden, indem man überflüssige Säfte und schädliche Stoffe nach aussen ableitet. Dies geschieht meistens über die Haut oder über andere Organe wie den Darm, die Leber, die Lunge oder die Nieren. Darüber hinaus zielen die Behandlungen auf eine Anregung des Immunsystems und eine Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers ab.

Die Haut ist das grösste und umfassendste Organ des menschlichen Organismus. Sie umfasst bei einem erwachsenen Menschen eine Fläche von ca. 1.5 bis 2 m2und hat ein Gewicht, abhängig von Grösse und Gewicht des Menschen, von 3.5 bis 10 kg. Ihre Aufgaben sind Schutz von aussen, Regulation vom Wasserhaushalt und der Körpertemperatur, Ausscheiden von Toxinen und die „Kommunikation“ (Sinnesorgan). Die Haut, das Bindegewebe und die Muskulatur werden durch Dehnungs-, Zug- und Druckreiz besser durchblutet um Schadstoffe auszuscheiden.


Schröpfen

Bei der Schröpftherapie wird mittels eines Hohlkörpers, der auf der Haut aufgesetzt wird, ein Unterdruck erzeugt. Die Blutzirkulation wird gesteigert, die Hauttemperatur erhöht sich, der Stoffwechsel wird optimiert und somit die Entgiftung angeregt.

Die Schröpftherapie kann bei Muskelschmerzen, Gelenkproblemen, Verdauungs- oder Kreislaufbeschwerden angewendet werden.


Gua Sha

Gua Sha ist eine äusserliche Therapie, um äusserliche Symptome und Stauungen aufzulösen und stammt aus der chinesischen Medizin. Durch diese Methode werden Qi und Blut in Bewegung gesetzt und es kann zu Petechien (Einblutungen) kommen.

Gua Sha kann man bei Fieber, Erkältungen, Stauungen, Infektionskrankheiten, Gastritis, Enteritis oder jeglichen Schmerzen am ganzen Körper anwenden. Die Therapie ist oberflächiger als das Schröpfen und wird auch über den Knochen angewendet. Sie wirkt wie eine oberflächige Drainage.


Moxibution

Die Moxatherapie ist eine uralte Erwärmungstechnik aus der chinesischen Medizin. Die Selbstheilungskräfte im Körper werden mobilisiert, da Moxa die Fähigkeit hat zu erwärmen, Verengungen aus den Meridianen zu entfernen, feuchte Faktoren zu eliminieren und die Organfunktion zu fördern. Die Fliesseigenschaft des Blutes wird verbessert, das Immunsystem wird gestärkt, Entzündungen werden gesenkt.

Das Moxakraut wird von dem getrockneten Kraut der Artemisia vulgaris (Beifusskraut) verwendet.


Blutegel

Blutegel (Hirudo medicinalis officinalis) werden vor allem für die Behandlung von Füllezuständen (Plethora = Überfülle von Blut) eingesetzt. Ihren Ursprung hat die Blutegeltherapie in der indischen Heilkunde. Sie ist ein reinigender Aderlass und hilft beim Ausgleich grosser Spannungen im Körper. Blutegel werden bei Hämorrhoiden, Entzündungen, Fieber, Mandelentzündungen und Menstruationsbeschwerden bei Frauen empfohlen.

Das Hirudin welches der Blutegel ausscheidet ist ein natürlicher blutverdünnender Stoff welcher bis heute noch nicht synthetisch hergestellt werden konnte. Das Hirudin wirkt gerinnungshemmend, schmerzlindernd und entzündungshemmend. Es fördert den Lymphfluss, den Stoffwechsel und das Immunsystem indem es die Bildung der Leukozyten steigert und wirkt Blutdruck senkend.


Baunscheidtieren

Der Feinmechaniker und Naturwissenschaftler Carl Baunscheidt (1809-1872) entwickelte die Baunscheidt Methode. Er wurde in einem Bereich der Hand, an welcher er an Arthrose litt, von einer grossen Anzahl Mücken gestochen. Dieser Bereich rötete sich, schwoll an und juckte. Die arthritischen Beschwerden liessen mit dem Abschwellen nach, bis sie verschwanden. Er entwickelte darauf hin ein spezielles Nadelinstrument, den Lebenswecker, welcher zusammen mit einem hautreizenden Öl eine ähnliche Wirkung wie die Mückenstiche erzielte.

Die Wirkungen des Baunscheidtierens sind eine Hyperämisierung der Haut, die Steigerung des Stoffwechsels, ein erhöhter Lymphfluss, die Förderung des Immunsystems, Stärkung der inneren Organe über die entsprechenden Reflexzonen und eine Förderung des Blut- und Energieflusses (Qi). Man wendet diese Methode bei den rheumatischen Erkrankungen, bei Schmerzen (allgemein) sowie Muskelverhärtungen und in Kombination mit Schröpfen oder Ausleiten von Toxinen an.